Angus West e.V.

Verein für Angus-Züchter und -Halter

Berichte

Wunderschöner Angustag 2018

Fotos: BDAH / Kleenlof

33. Angustag in Rheinland-Pfalz und im Saarland

Die Angustage haben sich über  Jahrzehnte hinweg für viele Mitglieder zu einem unverzichtbaren Event mit familiärem Charakter im Jahreskalender entwickelt. Dazu jedes Jahr in einer anderen Region Deutschlands, mit Menschen ganz unterschiedlicher Dialekte und natürlich interessanten Angusbetrieben mit unterschiedlichen Vermarktungsausrichtungen und Entwicklungsständen. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Gäste des diesjährigen Angustages, der im äußersten Westen unseres Zuchtverbandes (FHB), an der Grenze zu Frankreich stattfand, durchweg begeistert waren.

Begrüßung Angustag

Startpunkt der diesjährigen Angustage war, wie schon vor neun Jahren, auf dem Betriebsgelände von Gerd Lang in Rodenbach, nahe Kaiserslautern. Gerd und seine Frau Waltraud haben dort einen schönen Laufstall für ihre Mutterkühe mit Nachzucht, der sich aber auch bestens als Partyraum eignet. Und so haben wir uns auch alle gefühlt. Wie auf einer großen Party mit deutlich sichtbarer Wiedersehensfreude, Küsschen und Umarmung inbegriffen. Nach den offiziellen Begrüßungsritualen wurden wir beim Mittagessen an die Gewohnheiten von Helmut Kohl beim Empfang seiner Staatsgäste erinnert. Es gab den durch den ehemaligen, verstorbenen Kanzler bekannt und berühmt gewordenen Pfälzer Saumagen. Natürlich mit Nachtisch.

Aber wir waren ja nicht nur wegen des guten Essens und der Wiedersehensfreude nach Rheinland-Pfalz und dem Saarland gekommen, sondern auch wegen der Anguszucht und ihrer Entwicklung in diesen beiden Ländern. Sie gehören organisatorisch mit zum Fleischrinder-Herdbuch-Bonn (FHB). Allerdings ist der Anteil der Angus Herdbuchbetriebe nicht sehr hoch, und wir können unseren Freunden nur wünschen, dass die Zukunft sich besser darstellt.

Um trotzdem die Breite ihrer Zucht zu demonstrieren, hatte es sich Norbert Meyer aus Duppach (Eifel, Nähe Nürburgring), zusammen mit seinem Bruder, der seine 100 Milchkühe abschafft, nicht nehmen lassen, ihre ersten Zuchterfolge vorzustellen. Dafür haben die zwei Brüder einen Transportweg für die Hin- und Rückfahrt ihrer Tiere von fast 400 km in Kauf genommen! Dies offenbart eine unglaubliche Begeisterung und den Willen, mit dabei zu sein! Und der Aufwand hat sich bestimmt gelohnt, denn die vorgestellten Kühe mit ihren Kälbern würden in jedem Stall und jeder Schau ein gutes Bild abgeben. Danach führte uns Gerd Lang zu seinen nahegelegenen Hofweiden, wo wir hervorragende Angustiere bewundern konnten. Insbesondere die tragenden Färsen in den Farbschlägen rot und schwarz und der rote AA-Bulle Iron-Man, ein Iron-Ore Sohn, stachen ins Auge. Nach dieser sehr interessanten Betriebsbesichtigung, bei der keine Frage offenblieb, ging es zum knapp 40 km entfernten wunderschön gelegenen Schlossberg-Hotel nach Homburg an der Saar.

Grillen Angustag

Nächstes Ziel, nur 10 km vom Hotel entfernt, war der Wörschweiler Hof, eingebettet in das schöne Flusstal des Wörschweiler Baches. Viele von uns kennen Helmuth Guth und seine Frau Annick, aber wohl die wenigsten ihren Hof mit der Anguszucht und ihren weiteren Aktivitäten. Dies ist nicht ganz so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Betrieb nahe der französischen Grenze liegt. Hier hatten die pfälzischen und saarländischen Angusfreunde einen Abend organisiert, der uns erst überrascht und dann begeistert hat. Wir hatten natürlich auch Glück mit dem Wetter. Milder Sonnenschein begleitete uns in einen Abend, wie man ihn nicht alle Tage erlebt. Als die Busse auf dem Hof die Türen öffneten, wurden wir mit zünftigem Gesang, begleitet von einer Gitarrengruppe, empfangen. Danach formierte sich eine große Jagdhornbläsergruppe mit Männern und Frauen und natürlich auch jungen Leuten, die es verstand, eine sehr gelöste Stimmung mit bodenständigem Hintergrund zu verbreiten. Unser Festplatz war der geschotterte Hofplatz mit Bierbude, Grillplatz und natürlich einer Bühne für die Tanz Band. Ja, und kaum zu glauben, auch eingefleischte Nichttänzer ließen sich bei Einbruch der Nacht dazu animieren, sich den rhythmischen Bewegungen mit steigender Intensität anzuschließen. Schade, dass die Busse schon um Mitternacht zum Hotel zurückfuhren.

Der Samstagmorgen begann mit der Jahreshauptversammlung unseres Verbandes BDAH e.V.  Die Jahreshauptversammlung ist ja der eigentliche Anlass, aus dem sich die Angustage entwickelt haben. Wichtigstes Ereignis im letzten Berichtszeitraum war die Bundesschau in Laasdorf (Thüringen) mit ihren drohenden Begleitumständen. Etwa 100 Tiere wurden auf dieser Schau vorgestellt und von Frau Daniela Wintereder von der Boa Farm („Best of Austria“) in Österreich souverän gerichtet. Interessant auf dieser Schau waren die Variationen im Rassetyp. Das kann man bedauern, bemängeln oder einfach akzeptieren. Schließlich spiegeln sich die verschiedenen Anforderungsprofile für die einzelnen Zuchtbetriebe in den ausgestellten Tieren wider. Besonders deutlich wurde dies bei der Präsentation der Bullen. Überschattet wurde die Schau von einem IBR Ausbruch nach der Schau in den Ställen zweier Austeller. Umfangreiche Vorsorgeuntersuchungen waren die Folge. Zum Glück hatte sich kein Ausstellungstier infiziert. Die Herde eines Ausstellungsbetriebes, der nach dem Import schottischer Tiere keine Quarantäne durchgeführt hat, wurde zwischenzeitlich komplett gekeult. Dieser Fall macht deutlich, dass Tiere, die den Betrieb für eine Ausstellung etc. verlassen, bei ihrer Rückkehr unbedingt in Quarantäne gestellt werden! Zum Jahresbericht, vorgetragen vom 1. Vorsitzenden Dietz Kagelmann und zum Geschäftsbericht, vorgetragen von der Geschäftsführerin Frau Dr. Sabine Schmidt, gab es keine weiteren Fragen. Größter Posten auf der Ausgabenseite war natürlich die Bundesschau, die auch dafür sorgte, dass das Geschäftsjahr mit einem Minus in der Kasse abgeschlossen werden musste. Spannend wurde es dann noch einmal bei den Neuwahlen zum Vorstand. Turnusgemäß war die Amtszeit von Ingrid Sippel (Hessen) und Marietta Meyer(Niedersachsen) abgelaufen. Ingrid Sippel stellte sich zur Wiederwahl und wurde ohne Gegenstimmen wiedergewählt. Marietta Meyer hat auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Für sie wurde vom 1. Vorsitzenden Frederike Brockmann (Niedersachsen) vorgeschlagen. Überraschenderweise gab es mit Kurt Clausen aus Schleswig-Holstein einen Gegenkandidaten. Nach einem Antrag aus der Versammlung auf eine geheime Wahl wurden für Kurt Clausen 36 Stimmen und Frederike Brockmann, die selbst nicht anwesend sein konnte, 13 Stimmen ausgezählt. Bei 50 stimmberechtigten Mitgliedern gab es somit eine Stimmenthaltung. Damit ist der Vorstand wieder komplett. Dietz Kagelmann gab bekannt, dass er in zwei Jahren bei der Neuwahl des Vorsitzenden nicht mehr zur Verfügung steht. Für die Personen, die an der Generalversammlung nicht teilnehmen wollten, stand eine Führung durch die neben dem Hotel liegenden Schlossberg-Höhlen im Programm.

Rinder Angustag

Nach dem Mittagessen im Hotel ging es dann zum nächsten Anguszuchtbetrieb. Die Zuchtstätte von Richard Brinette liegt in 66497 Contwig. Dieser Betrieb ist noch im Aufbau begriffen. Es zeigte sich aber deutlich, was engagierte Züchter, auch wenn sie noch neu im Geschäft sind, alles auf die Beine stellen können.
Und so ging es gut versorgt mit Kuchen und Kaffee weiter zum Bärenbrunnerhof von Sebastian & Nina Kill in 40382 Schindhard mit ihrer Angushaltung im Dahnerfelsenland. Wir konnten nur konstatieren: Betriebsleiter/in mit engagierten Temperament, die Hofanlage und die Betriebsführung auf dem Biohof passen einfach mehr als gut zusammen.

Begrüßung Angustag

Beide haben in Witzenhausen studiert, dem Lernort für die alternative Landwirtschaft. Bevor sie den Betrieb auf Pachtbasis von ihrem Vorgänger übernahmen, haben sie erst ein Probejahr absolviert, auch, um sich selbst zu prüfen. Dass sie ihre Selbstprüfung mit Bravour bestanden haben, wurde deutlich, als sie mit einem schier unglaublichen Engagement ihren Betrieb, ihre Betriebsphilosophie- und strategie vorstellten. Was aus einem alten, aus Buntsandstein erstellten Gutsgebäude alles noch zu machen ist, damit es eine idyllische Atmosphäre ausstrahlt, war gut zu beobachten. Um den Hofladen attraktiver zu gestalten, wurde eine Schweinehaltung mit Außenauslauf installiert. Und was könnte für eine Familie mit Kindern interessanter sein, als eine gescheckte Sau beim Säugen ihrer kleinen Ferkel zu beobachten? Um die Kunst der Wurstherstellung und alte überlieferte Verfahrensweisen nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen, hat Sebastian Kill seinem alten Hausmetzger immer mitgeholfen und unter seiner Anleitung auch experimentiert. Heute befindet sich auf dem Betrieb ein eigenes Schlachtaus in dem Sebastian Kill nicht nur schlachtet, sondern auch immer neue Produkte kreiert. In der Angus-Gebrauchsherde sind die unterschiedlichen Herkunftsrassen noch zu erkennen. Es werden keine Tiere zur Weitermast verkauft, sondern bleiben bis zur Schlachtung oder Zuchteinsatz im Betrieb. Um mehr Fleisch an die Schlachtkörper zu bekommen, wird ein Teil der Kühe von einem Limousinbullen gedeckt. Dies war in der ganzen Betriebsvorstellung der einzige Punkt, der für Stirnrunzeln sorgte. Wir haben doch alle im Kopf, dass der gute Ruf der Rasse Angus nicht nur auf ökonomischen und haltungstechnischen Vorteilen, sondern im wesentlich auch auf der weltweit anerkannten exzellenten Fleischqualität beruht. Wir hätten noch stundenlang bleiben können, und es wäre uns bestimmt nicht langweilig geworden. Aber es gab ja noch einen offiziellen und inoffiziellen Programmpunkt für den Abend.

Weiter ging es mit dem Bus wieder Richtung Nord-Osten durch die abwechslungsreiche Landschaft entlang des Pfälzer Waldes. Und als rechts und links der Straße nur noch Weinfelder zu sehen waren, wusste jeder, was uns erwarten würde. Nach knapp 80 km hatten wir unser Ziel in der Nähe von Bad Dürkheim erreicht. Gerd und Waltraud Lang hatten bei einer alten Bekannten für uns im Hotel Alstadthof Freinsheim in 67251 Freinsheim eine Weinprobe mit Imbiss zusammen mit der Weinkellerei Schick organisiert. Der Wein und die Angus-Rostbratwurst waren köstlich, und die Stimmung war bei diesem lauen Sommerabend im Innenhof des Hotels ausgezeichnet. Eine Weinprobe ist ja auch durchaus etwas sehr Sinnliches. Um die kostbaren Eindrücke nicht zu verwässern, wurde für die Fußballfans ein Hotelzimmer mit Fernseher freigegeben. Sie wurden durch das erst in der letzten Minute der Nachspielzeit von der deutschen Mannschaft erzielte 2:1 im Spiel gegen Schweden aber dann doch noch etwas entschädigt.

Versammlung Angustag

Auch die schönste Zeit hat irgendwann ein Ende. Spätestens wenn die Koffer wieder ins Auto gepackt werden, beschleicht einen das Gefühl, dass der Alltag näherkommt. Vor allem die Gäste, die noch einen längeren Heimweg vor sich hatten, konnten zum Teil nicht mehr an der letzten Betriebsbesichtigung auf dem Eichelscheiderhof in 66914 Waldmohr teilnehmen. Der Betrieb steht unter der Leitung von Herrn Ulrich Schläfer. Er ist ein erfahrener Anguszüchter, der aber seine Angusherde zugunsten der Rasse Blonde d’Aquitaine deutlich reduziert hat. Nach einem gemeinsamen Imbiss ging der Angustag 2018 seinem Ende entgegen. Für 2019 haben uns die Züchter/innen aus Baden-Württemberg eingeladen.

Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Freunde/innen in der Pfalz, der Eifel und dem Saarland für die großartige Organisation und für diese so bodenständig geprägten Tage!